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Projekt Strom

Strom ist überall, fließt überall. Strom ist omnipräsent. Energie, die man bewegen, die man in großen Mengen mit hoher Geschwindigkeit transportieren kann. Man sieht diese Energie nicht, man hört sie auch nicht fließen, aber sie ist da, und sie hält unser Gemeinwesen, unsere gesamte Zivilisation in Bewegung, am Laufen, am Leben – und scheint uns nicht selten gleichzeitig ihr Verderben zu sein. Welche Ambivalenz! Die meisten von uns, die das Wort „Fortschritt“ hören, denken denn auch „technischer Fortschritt“, obwohl es nicht das Gleiche ist. Technischer Fortschritt braucht in jedem Fall Energie. Was die Menschheit vollbracht hat, um Energie zu gewinnen, um ihrer habhaft zu werden und sie zu bewegen oder zu horten, das ist geradezu grotesk. Es ist ein System, das so riesenhaft und ausufernd ist, so verzweigt und komplex, so monströs, dass man sich unwillkürlich fragt, wer in aller Welt es noch verstehen, geschweige denn kontrollieren oder beaufsichtigen und seine Auswirkungen überschauen könnte. Das Phänomen scheint so geheimnisvoll und … elektrisierend (sic!) wie ein Blick in die Tiefen des Weltalls. Grund genug in jedem Fall, sich dem Thema fotografisch in angemessener Ausführlichkeit zu widmen.

Von den Bechers haben wir gelernt, Architektur, vor allem Industriearchitektur, Industrie-Objekte nicht als „zufällige“ Materialisierungen von komplexen technischen Prozessen zu betrachten – „zufällig“, weil man zu denken verleitet ist, ihre Erscheinung sei alleine von eben jenen technischen Erfordernissen ganz und gar pragmatisch bestimmt und würde deswegen keine wie auch immer geartete Aussage beinhalten. Nein, die Bechers haben uns beigebracht, sie als Ausdruck unseres zivilisatorischen Strebens wahrzunehmen, das, am Ende, der Ausdruck der menschlichen Natur ist. Das haben sie gut gemacht! Das war revolutionär! Und natürlich können wir sehen, dass Martin Junius die Arbeit der Bechers kennt, dass er hier durch die Post-Becher-Ära navigiert und sich Aspekte ihrer Arbeit zunutze machen und deren Popularität voraussetzen kann. Noch spannender ist es indes, an dieser Stelle die Gemälde von Caspar David Friedrich zu einem Vergleich heranzuziehen, als Bezugspunkt für eine Einordnung. Von Anfang an, während ich die Entstehung dieser Arbeit begleitete, musste ich an diese Gemälde denken. Den Fotografien von Martin Junius, manchen von ihnen, scheint die gleiche gediegene Opulenz innezuwohnen, wie den Gemälden von Caspar David Friedrich. Doch, halt! Etwas stimmt hier nicht! Denn wo bei Caspar David Friedrich in der Opulenz, in der überbordenden Grandiosität der dargestellten Natur der romantische – und tröstliche – Gedanke Ausdruck findet, dass es eine höhere Ordnung gibt, die Natur, in deren Plan wir Menschen uns nur demütig fügen können, da sehen wir bei Junius, eigentlich erst auf den zweiten Blick, alle diese grotesken, monströsen Auswüchse unserer Elektrizitätswirtschaft, diese aberwitzigen Objekte, die unsere Landschaften in ihrer Erscheinung, in ihrem Ausdruck maßgeblich prägen, sich in unsere Landschaften fügen, so sehr und so lange schon, … dass wir sie gar nicht mehr sehen! Und die in diesem Zusammenhang vielleicht sinnbildlich für das Ende der menschlichen Demut stehen.

Karl v. Westerholt

Unter Gallery > Photography > Projects > Strom findet sich die komplette Serie.

Das Fotobuch zur Serie gibt es hier bei Blurb.

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Strom – Bengen, Grafschaft
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Strom – Heimersheim, Bad Neuenahr-Ahrweiler
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Strom – Holweide, Köln
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Strom – Holweide, Köln