Sommerzeit
28.3.
Der achte Ausflug nach Hallig Gröde startet wie gewohnt sonntags am frühen Morgen. Was allerdings eher als Nacht zu interpretieren ist, da diesmal die leidige Umstellung auf die Sommerzeit noch eine Stunde weniger Schlaf bedeutet.
Ihrem Namen wird die Zeitumstellung sowieso nicht gerecht, bei kühlen Temperaturen und stärker werdendem Regen geht es von Köln nach Nordfriesland. Schlüttsiel, den kleinen Fährhafen als Tor zu den Halligen, erreichen wir ausnahmsweise nicht viel zu früh, sondern genau in der Zeit, um mit Reiners Schiff überzusetzen. Zwar ist es mittlerweile wieder trocken, aber eine „steife Brise“ macht die Überfahrt zu einer Stunde verschärfter Schaukelei.
Bewölkt, kühl, windig und damit gefühlt ziemlich eisig ist es auf Hallig Gröde, aber die ersten Lämmer und vor allem die Ringelgänse auf den Salzwiesen sind deutliche Zeichen des Frühlings, der ansonsten hier noch nicht ganz erwacht ist.
Nachmittags kommt mit der Ebbe, durch den starken Wind trotzdem noch relativ hohem Wasserstand, die Sonne durch und liefert mit weitgehend wolkenfreiem Himmel einen wunderbaren Abend für einen Spaziergang über die Hallig. Und als die Sonnenscheibe Gröde-typisch hinter den Silhouetten der Warften auf Langeneß versinkt, war es ein richtig schöner erster Tag auf Gröde.
Aber kalt.
Ringelgänse und Lämmer
29.3.
Tags drauf hat sich der Wind gelegt, aber trotzdem ist es kalt, neben einer warmen Jacke sind Handschuhe und Mütze nicht zu viel. Kein Wunder, dass sich zur Mittagszeit nur ganze elf Tagestouristen mit der Hauke Haien auf das Eiland verirren.
Nachmittags kann man wieder in vollen Zügen die Sonne genießen, entweder wie unsere Nachbarn den Strandkorb in Betrieb nehmen oder wie wir bei einem Rundgang den Schwärmen von Ringelgänsen zuschauen, die über die Hallig ziehen.
Entsprechend wenig frisches Grün sieht man auf den Salzwiesen, denn die Ringelgänse sorgen dafür, dass jeder schmackhafte Grashalm garantiert ganz kurz gehalten wird. Zwischen drin nehmen sich die Gänse gerne etwas Freizeit vom Fressstress auf der Steinkante bei den Austernfischern oder einem Bad im Meer.
Die neugeborenen Lämmer sind natürlich eine niedliche Attraktion, wenn sie sich teils unbeholfen und ängstlich, teils schelmisch und neugierig vor und in der Mommsen’schen Scheune tummeln.
Mit passender Niedrigwasserzeit kann man wunderbar in der hereinbrechenden Nacht auf der Sandbank und entlang der Steinkante im Mondlicht herum laufen. Heute Nacht ist Vollmond.
Same Procedure
30.3.
Sechs Uhr, Zeit für einen Blick aus dem Fenster auf den untergehenden Vollmond, der leider nur als verwaschener Fleck hinter der leichten Bewölkung zu sehen ist. Auch sonst sieht das Morgengrauen nicht so verlockend aus, dass sich ein Tausch mit dem warmen Bett lohnen würde.
Gleiche Prozedur beim Wetter wie gestern und vorgestern, vormittags bewölkt, sogar etwas Regen, nachmittags Sonnenschein.
Nach einem Klönschnack zum Kaffee bei Monika drehen wir eine abendliche Runde über Appelland, nicht ohne vorher den Lämmern in der Scheune einen Besuch abzustatten. Besonders zwei tapsige Lämmchen, Geschwister aus einer Drillingsgeburt, haben es uns angetan. Da die beiden von ihrer Schafmutter nicht angenommen wurden, müssen sie mühsam hochgepäppelt werden.
Der Abend gestaltet sich etwas verhangen und düster, sodass sich trotz passender Niedrigwasserzeit keine Tour auf die Sandbank anbietet. Eine gute Wahl, den später regnet es noch heftig, das wäre patschnass geworden.
Sonniger Mittwoch
31.3.
Auch am nächsten Morgen zeigt sich der Fast-noch-Vollmond beim Untergang nur fahl durch den Dunst am Horizont und ist irgendwann gar nicht mehr auszumachen.
Trotz aller schlechten Prognosen wird der Mittwoch ein wunderbar sonniger Tag, bei kräftigem Wind allerdings immer noch ziemlich eisig, im Strandkorb braucht man eine Decke.
Bei Niedrigwasser am Vormittag geht es natürlich raus auf die Sandbank, die ist aber nur kurz begehbar und auf dem Rückweg muss ich mich wirklich beeilen, um noch trockenen Fußes die Steinkante zu erreichen. Durch den starken Wind kommt das Wasser viel schneller zurück als erwartet, 20 Minuten nach Niedrigwasser geht die Sandbank schon wieder „landunter“.
Der Nachmittag gehört einer gemütlichen Kaffeetafel bei Claudia und bei einem abendlichen Spaziergang zeigt sich noch mal eindrucksvoll, welche Massen von Ringelgänsen mittlerweile die Hallig bevölkern. Von Tag zu Tag werden es jetzt mehr.
April, April
1.4.
Schneeregen prasselt am Morgen des Gründonnerstags von Südwesten gegen die Fensterscheiben. So wird zumindest der April seinem Ruf als launischer Monat gerecht, etwas freundlicher hätte er aber schon beginnen können.
Erst als es mittags wieder trocken wird, wagen wir einen Schritt vor die Tür. Mit kräftigem Wind, pittoresken Wolkenformationen und viel Sonne wird es dann noch ein richtig Nordsee-typischer Tag.
Die Brecher im Süden mit auflaufender Flut beeindrucken nicht nur den Fotografen, sondern auch die Austernfischer und Ringelgänse, die sich dort direkt hinter der Uferbefestigung niedergelassen haben.
Mittlerweile sind auch die ersten Ringelganstrupps auf den Ringdeichen zu sehen, allerdings noch recht scheu. Eine einzelne Gans vor der Kirchwarft ist eine Ausnahme, aber wahrscheinlich ein kranker Vogel.
Frühlingsgefühle
2.4.
Angekündigt und tatsächlich ein wunderbarer Frühlingstag wird der Karfreitag. Nach einem spätvormittäglichen Ausflug ins Watt und auf die Sandbank, ein paar neuen Erdlingen unter den Schafen in der Scheune, einfach nur ein gemütlicher Nachmittag in der Sonne bei einer Tasse Kaffee im Strandkorb. Mit Decke natürlich, denn die Temperaturen … aber das hatten wir ja schon.
Abends lässt es sich die Sonne nicht nehmen, den Tag mit einem adäquaten Sonnenuntergang zu verabschieden.
Morgendämmerung
3.4.
Endlich einmal sieht der Morgenhimmel verlockend genug aus, um sich kurz nach sechs aus dem Bett zu quälen. In Richtung Osten mit Blick auf Hallig Habel zeigt sich der farbenprächtige Morgenhimmel und etwas später kommt dann genau hinter Habel die Sonnenscheibe über den Horizont.
Mittags Regen, am Nachmittag Sonnenschein … auch das kommt bekannt vor. Am Abend stellt sich mit etwas düsterem Horizont jene melancholische Halligstimmung ein, die so viel charakteristischer als der schönste blaue Himmel ist. Ein wenig später wird es sogar regelrecht bedrohlich düster, aber der Südostwind bläst schiebt die Dunkelwolken wieder weg, kein kleines Unwetter.
Der Osterhase kommt
4.4.
Und fast hätte er nasse Füße bekommen. Aber scheinbar sind seine Beziehungen nach „oben“ so gut, dass es nicht mehr regnet, als sich um halb elf die Hallig versammelt. Schon erstaunlich, wo sich die über 40 Menschen vorher versteckt haben. Ganze sechs Kinder sind es aber nur, die tatsächlich Ostereier suchen. Die ganzen Jugendlichen können sich nicht so recht entscheiden, ob sie den „Kleinen“ beim Suchen helfen oder nur cool daneben stehen sollen.
So zieht die ganze Horde von der Knudswarft zur Kirchwarft und wieder zurück, kleiner Umtrunk an jedem Haus inklusive. Nach dem gerechten Aufteilen der Beute im Schuppen ist der Spuk vorbei, zurück in den Häusern und Ferienwohnungen.
Am frühen Nachmittag kommen mehrere Ausflugsschiffe mit Tagestouristen, die trotz jetzt recht viel Sonne mit einem zünftigen Regenschauer begrüßt werden.
Später wird es richtig sonnig und warm, wenig Wind, das erste Mal, dass es mit Jacke zu warm ist.
Letzter Tag
5.4.
Am Ostermontag ist alles vorbei. Nun gut, erst am späten Nachmittag holt uns die Rungholt ab, sodass noch genügend Zeit bleibt, die Weite des Flecken Lands auf dem Meer zu genießen und etwas Salzluft zu tanken, ein kleines Reservoir bis zum nächsten Jahr.